1988 gab es bei einer Flugschau in Ramstein ein Unglück, das noch immer als eine der folgenschwersten Katastrophen dieser Art weltweit gilt: über den Köpfen von mehr als 300.000 Besuchern kollidierten drei Kunstflugmaschinen und stürzten ab - 70 Menschen starben, etwa 1.000 wurden verletzt. Nach der Katastrophe baten Polizei und Feuerwehr kirchliche Einrichtungen um die seelische Betreuung von Angehörigen der Opfer und Zeugen des Unglücks.
So wurde erstmals in der Bundesrepublik eine Nachsorgegruppe eingerichtet, in der Opfer und Hinterbliebene sowie Helfer (Polizei, Rettungskräfte und Sanitätspersonal) die Erlebnisse zu verarbeiten versuchten. Daher gilt das Ereignis als wesentlicher Impuls für die Entwicklung von Notfallseelsorge- und Kriseninterventionsteams für Betroffene sowie von Konzepten zur Einsatznachsorge für Einsatzkräfte von Feuerwehren und Hilfsorganisationen.
Initialzündung war ebenfalls ein tragischer Unfall: ein junger Feuerwehrmann verletzte sich 1995 bei der Explosion eines selbstgebauten Sprengkörpers schwer. Letztlich mussten seine Feuerwehrkameraden miterleben, dass trotz intensiver Anstrengungen sein Leben nicht gerettet werden konnte.
Der damalige Gesamtkommandant Hans Bellezer kontaktierte Pfarrer Hans Gölz-Eisinger und in Abstimmung mit Feuerwehr-Führungskräften, gab es fortan monatliche Treffen, bei denen Einsätze besprochen und aufgearbeitet wurden.
Kreisbrandmeister Ingbert Fürtsch griff dies auf und erweiterte die Initiative auf den ganzen Enzkreis und die Stadt Pforzheim, unterstützt durch den Kreisfeuerwehrverband-Vorsitzenden Martin Rühle. 2003 schlossen sich dann die Verantwortlichen für die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) im Enzkreis und der Stadt Pforzheim zur Arbeitsgemeinschaft PSNV zusammen. Hier treffen sich Vertreter der Unteren Katastrophenschutzbehörden, des DRK, der Kirchen, der Polizei, des Malteser Hilfsdienstes, der Leitenden Notärzte und des Feuerwehrverbandes Enzkreis. Sie dient dem Austausch, der Vernetzung und Koordination der PSNV-Akteure.
Ab 2002 wurden Standards und Empfehlungen für ein Netzwerk zur bundesweiten Strukturierung und Organisation psychosozialer Notfallversorgung (PSNV) entwickelt - Frau Prof. Dr. Irmtraud Beerlage (Hochschule Magdeburg) war hier wegweisend. Von 2004 bis 2008 erarbeiteten und verabschiedeten die beiden großen Kirchen eine Konzeption für die Notfallseelsorge in Baden-Württemberg. Seither gibt es verbindliche Standards für Ausbildung, Ausstattung und Arbeit der PSNV, einschließlich der Mitwirkung in Führungsstäben.
Im „Konsensus-Prozess“ von 2007 bis 2010 zwischen dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und den Hilfsorganisationen wurde die Zusammenarbeit offiziell festgeschrieben, die Notfallseelsorge war „von der Initiative zur Institution“ geworden!